Fachinfo - Behandlungskonzept
- Behandlungsgrundsätze
- Zielgruppe
- Behandlungsziele
- Behandlungselemente
- Aufnahmevoraussetzungen
- Kooperationen
Behandlungsgrundsätze:
Die Qualifizierte Entzugsbehandlung stellt ein eigenständiges Behandlungsangebot für Drogenabhängige dar. Die ärztliche geleitete körperliche Entgiftung und Diagnostik wird dabei in eine umfassende psychotherapeutische und soziale Begleitung eingebettet. Durch Information, Motivationsarbeit, soziale und alltagspraktische Hilfen wird versucht die Basis für einen therapeutisch begleiteten Weg zur Suchtmittelabstinenz zu schaffen.
Das Behandlungsangebot versteht sich als „Einstieg in den Ausstieg“.
Zentrales Behandlungsmedium ist eine warme und gleichzeitig klare Atmosphäre, in der sich Drogenabhängige menschlich angenommen und gleichzeitig zur Selbstreflexion und Eigenverantwortung aufgefordert fühlen können. Kennzeichnend für unser Behandlungskonzept ist die Schaffung klarer Strukturen mit geordneten Tagesabläufen, mit organisiertem Freizeitgeschehen, definierten Regeln in der Hausordnung und einer transparenten und eindeutigen Vertragsgestaltung mit den Patienten.
Die niederschwellige Inanspruchnahme unseres Behandlungsangebots soll unter anderem durch folgende Maßnahmen erleichtert werden:
- Zeitnahe Aufnahmemöglichkeit über Warteliste
- Krankheitseinsicht und die Bereitschaft zur Inanspruchnahme weiterführender Therapieangebote sind nicht Voraussetzung sondern Ziel der qualifizierten Entzugsbehandlung
- Weitgehende Abkehr vom sogenannten „kalten“ Entzug
- Geeignete Stationsatmosphäre auf einer offenen Station mit Betonung der Freiwilligkeit der Behandlung
- Vermeidung unrealistisch-überzogener Therapie- und Veränderungsansprüche auf Seiten des therapeutischen Personals
- Wohlwollend-akzeptierende aber auch motivierende und wenn nötig konfrontierende Grundhaltung gegenüber den Patienten
Zielgruppe:
- Erwachsene Abhängige von illegalen Drogen jeglicher Art, mit einem Schwerpunkt auf polytoxikomane Opiatabhängige.
- Erwachsene Abhängige von Cannabis oder Stimulanzien
- Mehrfachabhängige zum Teilentzug nach ambulantem Vorgespräch (aufgrund hoher Nachfrage nur aus dem regionalen Einzugsgebiet)
- Drogenabhängige mit psychiatrischen Begleit- oder Folgeerkrankungen insofern sie auf einer offenen Station führbar, absprachefähig und nicht akut fremd- oder selbstgefährdet sind.
Wir nehmen auch überregional auf (ausser Teilentzüge).
Behandlungsziele:
Durch die niederschwellige, qualifizierte Drogenentzugsbehandlung soll der Grundstein für einen therapeutisch begleiteten Weg aus der Abhängigkeit gelegt werden. Das Ziel der vollständigen körperlichen und psychischen Entgiftung kann hierbei häufig erst in mehreren Etappen erreicht werden.
Bei Patienten in akuten körperlichen oder seelischen Krisensituationen oder mit kritischem Konsumverhalten kann hierbei zunächst die Überlebenssicherung bzw. die Stabilisierung des Gesundheitszustandes im Vordergrund stehen. Begleitend soll dem Patienten in einem drogenfreien Raum therapeutische Hilfestellung bei der Klärung aktueller Konflikte und Problemsituation sowie bei der oftmals erstmalig seit Jahren möglichen nüchternen Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Umwelt gegeben werden.
Die oftmals auf Grund der Abhängigkeit vernachlässigten und verdrängten sozialen Probleme und Verpflichtungen sollen realisiert und soweit möglich strukturiert und angegangen werden um einen Versuch der Wiedereingliederung ins „normale“ Leben zu erleichtern.
Schließlich wird versucht mit den Patienten gemeinsam weitere notwendige therapeutische Schritte zu erarbeiten und sie für diese zu motivieren.
Behandlungselemente:
- Diagnostik
- Medizinische Entzugsbehandlung
- Bezugstherapeutensystem
- Stützende Begleitung
- Strukturierter Alltag
- Einzelgespräche
- Gruppengespräche
- Motivationsförderung
- Rückfallprophylaxe
- Psychoedukative Gruppen u.a. zu den Themen Hepatitis/HIV, Safer Use und Therapievorbereitung
- Beschäftigungstherapie
- Entspannung
- Sport und Freizeitaktivitäten
- Bei Bedarf und Zustimmung des Patienten Einbeziehung wichtiger Bezugspersonen aus dem sozialen Umfeld
- Kontaktaufnahme mit ambulanten Einrichtungen
- Therapievorbereitung
- Sozialtherapeutische Hilfen
- Übernahme von Eigenverantwortung
- Postensystem
- Mehrmals pro Woche wird das Essen für die Patientengruppe von Patienten selber zubereitet
- Alltagstraining (angeleitete Erledigung von Haushaltstätigkeiten)
Aufnahmevoraussetzungen:
Die Behandlung erfolgt auf freiwilliger Basis. Da die Station offen geführt wird, können nur absprachefähige und nicht akut fremd- oder selbstgefährdete Personen behandelt werden.
Patienten aus unserem Einzugsgebiet, die geschlossen geführt werden müssen, werden je nach Bedarf auf der Aufnahmestation für Alkohol- und Medikamentenabhängige oder einer psychiatrischen Sektorstation des ZfP Weissenau behandelt und nach Stabilisierung auf die Drogenentzugsstation übernommen. Personen, die ihren Wohnort ausserhalb des Einzugsgebietes der Südwürttembergischen Zentren für Psychatrie haben, können nicht notfallmäßig aufgenommen werden, insbesondere auch nicht, wenn keine Absprachefähigkeit besteht. Ggfs. müssen diese sich an das nächstgelegene psychiatrische Krabnknehaus wenden.
Abhängige von illegalen Drogen können soweit Plätze verfügbar sind ohne weitere Vorbedingungen nach persönlicher telefonischer Kontaktaufnahme aufgenommen werden. In der Regel existieren auf Grund verstärkter Nachfrage Wartezeiten von 2-4 Wochen.
Kooperationen:
Mit den verschiedenen Einrichtungen des Suchthilfesystems im Umkreis bestehen enge Kooperationen, insbesondere mit Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen. Neben regelmäßigen fallbezogenen Kontakten findet in Mariatal einmal jährlich ein Treffen mit Mitarbeitern der Beratungsstellen statt. Die Station ist in den Arbeitskreisen Sucht der Landkreise Ravensburg und Friedrichshafen mit vertreten.
Mitarbeiter der Station nehmen an den monatlichen Treffen der Substitutionsarbeitskreise in den umliegenden Städten und im Justizvollzug teil, sind in verschiedenen internen und externen Arbeitsgruppen vertreten und beteiligen sich soweit Ressourcen vorhanden an internen und externen Fortbildungen-, Informations- und Präventionsveranstaltungen.